Ich, Du und der Tod.

Ich, du und der Tod: Er starb ohne mich.

Verena erzählt uns heute ihre Geschichte in der Reihe Ich, du und der Tod. Die Geschichte über den Tod ihres Verlobten Greg. Über seine Krankheit, seinen Wunsch ohne sie zu sterben und ihren Weg durch und aus der Trauer.
DANKE liebe Verena, dass du uns so mutig teilhaben lässt und uns zeigst: „Tatsache ist, dass man den Tod eines geliebten Menschen nie vergisst, aber man lernt damit zu leben. Es wird immer besser. Das Sprichwort „die Zeit heilt alle Wunden“ ist wörtlich zu nehmen.“


Froh und lebenslustig, wissbegierig, mutig und sehr liebenswert.

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So lernte Verena ihren Greg kennen und lieben und beiden war klar: Sie wollen heiraten.
Greg, ein Amerikaner, erzählte ihr sehr bald nach dem Kennnenlernen, dass er an einem Non Hodgkin-Lymphom erkrankt ist, die Krankheit jedoch sehr gut im Griff hat und gut damit leben kann.
Greg versicherte ihr immer wieder, dass es ihm gut gehe, er zwar manchmal Schübe hat, er das aber mental gut bewältigen könne. Auch sein Arzt bestätigte das.
Verena vertraute Greg und beide begannen sich in den USA eine Zukunft aufzubauen.

Als Verenas Visum abgelaufen war, ging sie zurück nach Österreich. Die Liebe blieb. Nur der Atlantik trennte die beiden nun.
Beide versuchten einander so oft als möglich zu sehen. Meist flog Greg nach Wien. Er wollte in Österreich beruflich etwas aufbauen.

Silvester 1999 kam er das letzte Mal. Sein dichtes schwarzes Haar war ausgefallen, seine Haut war grau und seine Augen haben das Leben verloren. Dieser Besuch war sein Abschied von mir. Greg wünschte nicht, dass ich in die USA komme und ihn begleite. Er wollte, dass ich ihn so in Erinnerung behalte, wie ich ihn kannte.

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Greg hatte in den USA eine Chemotherapie begonnen. Doch Verena spürte sofort, dass er in Wirklichkeit aufgegeben hatte.
Als er wieder in die USA flog, wusste Verena das es ein Abschied für immer war. Greg und sie schrieben sich Briefe und Mails, sprachen über die Krankheit und den Tod. Doch die Briefe wurden weniger, da es Greg immer schlechter ging.

Verena akzeptierte seinen großen Wunsch. Den Wunsch, dass sie ihn so in Erinnerung behalten sollte, wie er war und  dass sie somit während der letzen Monate nicht bei ihm sein sollte.

Eines Morgens im April kam von unserer gemeinsamen Freundin in den Staaten eine Message. O-Ton: Greg passed away this morning. Er war friedlich und mit sich im Reinen eingeschlafen.

Verena kam gerade vom Laufen heim, als sie diese Nachricht erreichte. Sie wurde überschwemmt mit tiefer Trauer und einer unendlichen Leere.
Gleichzeitig kamen die Vorwürfe. „Ich hätte bei ihm sein sollen. Warum war ich nicht da?“
Sie konnte nicht glauben, dass Greg nun tot war, obwohl sie sich schon Wochen damit beschäftigt hatte und es voraussehbar gewesen war. Der Gedanke, dass sie ihn nie mehr sehen wird, war schier unerträglich.

Lange kämpfte Verena mit der Trauer, dem Schmerz und den Vorwürfen. Sie holte sich professionelle Hilfe und begann eine Therapie, die ihr über Jahre half, den Verlust zu verarbeiten.
Greg wurde in den USA eingeäschert, doch Verena konnte aus finanziellen Gründen nicht dabei sein.

Ein Meilenstein war sicher, dass ich alleine auf die griechische Insel gefahren bin, auf der wir gemeinsam viele schöne Stunden verbracht haben. Dort habe ich mich ihm sehr nahe gefühlt und konnte von ihm Abschied nehmen.

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Verena und Greg wollten heiraten, gemeinsam in den USA eine Zukunft aufbauen, Kinder bekommen, alles teilen und beisammen sein.
Doch nun war alles anders. Damit zurecht zu kommen, das zu akzeptieren und den Mut aufzubringen, neue Pläne und eine neue Zukunft zuzulassen, ist ein langer, schwerer Weg.

Greg hat in Verenas Herzen für immer einen Platz. Die gemeinsamen Erinnerungen wie ihre Briefe, die Karten sowie Fotos hat sie in einer Kiste aufgehoben. Und mit einer Freundin, die Greg und sie damals in Amerika besucht hat, spricht Verena auch noch ab und zu über diese gemeinsame Zeit.

Ihrem Lebensgefährten Albert hat Verena von Greg und seinem Tod erzählt. Er weiß und akzeptiert, dass Greg immer einen Platz in Verenas Herzen hat. Seit 9 Jahren sind Albert und sie nun schon ein glückliches Paar. Und Verena lebt und liebt ihre neue Zukunft von Herzen.

Was bleibt nach Gregs Tod?

Dass er aus Liebe zu mir, mich nicht an seinem Sterben teilhaben lassen wollte. Zuerst war ich darüber verärgert, habe es nicht verstanden. Aber nach einer Weile wusste ich, dass es sein größter Liebesbeweis war, den er mir machen konnte. Und ohne die Liebe zu Greg, die Trauer und Therapie wäre ich für meine jetzige Beziehung nicht bereit gewesen. Dafür bin ich sehr dankbar.

 

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8 Kommentare zu „Ich, du und der Tod: Er starb ohne mich.

  1. Sehr bewegend und trotzdem schön zu hören, dass Verena sich eine neue Zukunft aufgebaut hat. Eine Erinnerungskiste und dem neuen Partner von der Vergangenheit zu erzählen ist sicherlich hilfreich dabei!
    Ich kann mir gar nicht ausmahlen wie schrecklich der Moment sein muss, als Greg in den Flieger stieg und Verena alleine zurück blieb. Aber ich finde es toll das sie seinen Wunsch akzeptiert hat, der ihm sicherlich auch sehr schwer gefallen sein wird.

    ALles gute für die Zukunft!

    LG Svenja

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  2. Ich finde die Serie auch sehr bewegend. Ich bin immer ganz unentschlossen ob lesen oder lieber doch nicht, denn man muss sich der Wahrheit stellen, dass der Tod zum Leben gehört und dass es jeden, so auch mich und meine Lieben treffen wird, in welcher Form auch immer. Es erinnert mich aber auch wieder daran, das Leben mehr zu schätzen.

    Danke für diese mutige Serie.

    Liebe Grüße,
    Birgit

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