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Ich glaub, ich bin im richtigen Film!

So ein Familienleben mit 2 kleinen Wutzi-Kinders ist cineastisch. Irgendwas zwischen Drama, Slapstick, Krimi, Improvisationstheater und Romantikkömodie.
Kinder sind herrlich, machen das Leben vielfältig, blockieren aber auch so viel Gedankenkapazitäten mit tausend unvorhersehbaren Kleinigkeiten, dass vieles irgendwie anders läuft, als man es geplant hätte… Sie sprengen einfach das Drehbuch. Und manchmal würd ich gern kurzzeitig umschalten!

Mein Slapstick-fast-forward-Drehbuch sieht des öfteren exakt so aus:

Szene 1, „Schlafen ist was für Anfänger.“

Statt dem Wecker „klingelt“ die Babymausstimme in meinen Ohren, die laut „Mama, Duu!“ ruft und damit meint, dass sie Durst hat. Ein Blick auf die Uhr: 4:57.
Ich wanke aus dem Bett, in die Küche. Fülle das Flaschi, suche das Milchpulver, vermische und verlasse gähnend die Küche.
Im nächsten Moment bin ich vor Schreck hellwach, denn in der Diele ist ein Gespenst. Ein 108 cm großes Gespenst, namens Hasenbub, der sich mit verschlafenen Augen, ohne mich eines Blickes zu würdigen, auf den Weg zu Klo macht.
Ich bringe, nun putzmunter, der Babymaus das Flaschi und verzieh mich wieder unter meine noch warme Decke.
Da ich nun nicht mehr einschlafen kann, grüble ich, was der heutige Tag bringen wird, wo wohl der zweite Schuh vom Hasenbub sein könnte, welche Badesaisonutensilien ich noch aus dem Keller holen muss, wie wir Babymaus‘ Zimmer fertig umgestalten können, was ich noch für das Wochenende besorgen muss und dass ich heute die Betten beziehen und die Garderobe putzen muss.

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Zwischendurch dreh ich den Besten wegen Schnarchens mehr oder weniger liebevoll auf die Seite, scheuche den Hasenbub nochmal ins Bett und lass die Katze raus.

Szene 2, „Der Weg ist das Ziel“

Nach dem Frühstück, das die Babymaus am Boden spielend verbracht hat, fährt der Hasenbub mit den Kindergartenbus los.
Die Babymaus räumt unterdessen die Tupperware-Lade aus, schüttet korrekt nach Montessori Bohnen aus der blauen in die grüne, in die gelbe, rüber zur roten Schüssel.
Sie macht das natürlich mitten in der Küche, damit ich zwischen Geschirr wegräumen, Spülmaschine beladen und Küche säubern auch einige Balanceübungen einbauen kann. Gutes Kind.
Später mach ich mich an die kulinarische Wochenendplanung. 2x kochen, 2x jausnen, eventuell ein Kuchen. Die Babymaus wildert einstweilen ihre Schlichtiere in der Küche aus.
Nach 10 Minuten, zwischendurch einem Wimmelbuch, 2x „Hoppeita“ (Hoppe hoppe Reiter) und einmal Puppe aus- und anziehen, ist der Einkaufzettel fertig.
Ich schnappe mir die Babymaus, räum schnell noch die 157 Schleich-Tiere in ihr Körberl, kippe die Fenster in den Kinderzimmern und geh mit ihr in die Garderobe, um der Babymaus Haube, Jacke und die Winterstiefel anzuziehen.
Bevor ich mich anziehe, fällt mir auf, dass ich den Einkaufskorb und das Geldtascherl vergessen habe. Ich flitze also nochmal in die Küche, hole den Korb und suche in der Küche/Diele/Wohnzimmer vergeblich nach dem Geldtascherl. Immerhin finde ich den 2ten Schuh vom Hasenbuben.
In der Garderobe hat die Babymaus inzwischen alle Schuhe aus der Ablage geräumt und durch das Geländer in den Keller geschmissen.
Ich hole die Schuhe wieder rauf, erkläre ihr geduldig, dass das ein weiteres „Nein“ auf der langen Tu-das-bitte-nicht-Liste ist und setze ihr die inzwischen am Boden liegende Haube wieder auf.
Da fällt mir ein, dass ich die Geldbörse im Wagerl habe, weil wir doch gestern zu Fuß in der Gärtnerei waren.
Ich ziehe also erleichtert, ob dieser Erkenntnis, meine Schuhe an und hebe die Babymaus hoch. Da rieche ich es….die Babymaus hat meine Abwesenheit genutzt, um ihre Windel zu füllen.

Also nochmal raus aus dem Schuhen, die Babymaus reintragen, unter Protest wickeln. Dann schweißgebadet die Schuhe mit einer gut duftenden, sauberen Babymaus am Arm wieder anziehen.
Wir gehen runter in die Garage, ich packe die Babymaus ins Auto, lauf noch schnell zum Kinderwagen und hole die Geldbörse. Dort finde ich noch das abgängige Trinkfalschi und 2 angebissene Kekse. Stolz, nun alles wieder beisammen zu haben, starte ich das Auto.
Muss ich erwähnen, dass ich, beim Geschäft angekommen, draufkomme, dass der Einkaufzettel in der Küche liegt?

Szene 3, „Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“

Endlich haben meine Schwester und ich es geschafft einen Termin zu vereinbaren an dem wir 2 uns inklusive aller Kinder sehen. Klingt einfacher als es ist. Denn zwischen uns liegen nicht nur über 100 Kilometer, wir haben insgesamt auch 4 Kinder zwischen 1 und 10 mit dementsprechenden Ansprüchen (Mittagsschlaf, Freundebesuch, Instrumentenunterricht,…) und, ums besonders spannend zu machen, arbeiten wir beide. Zu – Überraschung! – verschiedenen Zeiten.
Aber der Tag ist nun gekommen, der Termin steht schon bei beiden Familie dick und fett im Kalender.
Mein Plan sieht folgendes vor: sobald der Hasenbub vom Kindergarten heimgekommen ist, essen wir und hüpfen dann gleich ins schon gepackte Auto, damit die Babymaus ihren Mittagsschlaf, der ausschlaggebend für die Rest-Tages-Laune ist, im Auto machen kann.
Alles ist gepackt, gekocht und vorbereitet.
Der Kindergartenbus hupt und ich eile hinaus um den Hasenbub in Empfang zu nehmen. Er steigt aus dem Bus, sieht mich schief an, geht an mir vorbei und murmelt nur weinerlich, dass er so müde sei und jetzt schlafen gehe.
Ich hole ihn ein, bussle ihn und erkläre ihm, dass er ja im Auto schlafen könne, weil wir ja zur Tante fahren. Kommentarlos zieht er sich aus, geht (braves Kind!!) Hände waschen und verschwindet in seinem Zimmer. Als ich nach einigen Minuten nachschauen gehe, liegt er bei geschlossenen Vorhängen in seinem Bett und schläft tief und fest. Ähm….
Ich ahne es schon und rufe meine Schwester an. Wir können Gott sei Dank lachen, verschieben unser Treffen und telefonieren dafür ausgiebeig, während ich das Auto wieder auslade.
Ratet wer nach 3 Stunden mit über 38 Grad Fieber aufgewacht ist?

Genau: der Hasenbub! Tja…

Und trotz oder genau wegen dieser 504.634 Kleinigkeiten, liebe ich diesen spannenden, abwechslungsreichen Alltag mit meinem Familienrudel. Weiter so meine Lieben – fordert mich, lasst mich Pläne umwerfen, raubt mir den Schlaf,… aber seid einfach bei mir!

 

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