Eigentlich sollte hier heute der Artikel mit meinen Tipps und Tricks zum Städteurlaub mit Kindern online gehen.
Aber gestern hatte ich ein Erlebnis, dass mir noch im Nacken sitzt.
Ich habe beim einkaufen eine weitschichtig verwandte Tante getroffen. So weit, so gut! Wir haben geplaudert… Über meine Kinder, über ihre Enkel, ihre geplanten Reisen, ein paar Wehwehchen.
Dann erzählte sie mir, dass sie einen Bericht gelesen hat, einer Frau aus Wien, die gerade zum 10ten Kind schwanger ist. Ich war beeindruckt und sie meinte, dass diese Dame gemeint hat, dass es für sie nichts schöneres gäbe, als Mama zu sein.
Wir einigten uns, dass es wunderbar sei und wir sie bewundern.
Auch so weit noch gut.
Doch dann meinte besagte Tante, dass es gut sei, dass die Dame viele Kinder bekomme, denn die Frauen heutzutage bekommen eh viel zu wenige Kinder. Doch die Ausländer… Zitat:
Die vermehren sie ja wie die Ratten!
Ich zuckte zusammen und schaute sie perplex an. Sie erklärte mir, dass die ganzen Ausländer-Familien ja so viele Kinder bekommen, eines nach dem anderen.
Ich sagte, dass das doch nichts mache.
Darauf antwortete sie:
Doch, das macht mir schon was aus. Weißt du, ich mag sie nicht, die Ausländer. Die sollen nur alle wieder zurück gehen.
Da stand ich nun, vor den Kopf gestossen und nach der Sprachlosigkeit.
Diese sehr nette, liebevolle Tante, Mama von 2 Kindern und inzwischen 75, steht da und ist Rassistin?
Sie hat einen Teil der Kriegszeit und sehr aktiv die Nachkriegszeit erlebt und ist Rassistin?
Sie hat schon so viel erlebt, viel Lebenserfahrung und Weisheit und ist Rassistin?
Als sie merkte, dass wir hier nicht einer Meinung waren und der Smalltalk extrem gestört war, verabschiedete sie sich schnell.
Ich versicherte ihr nochmal, dass ich das nicht so sehe, verabschiedete mich und ging einkaufen.
Doch seither kreisen meine Gedanken um diese Begnung, diese Aussagen und diese Einstellung. Um meine Gefühle, meine Reaktion und die vielen Sätze, die ich nicht gesagt habe.
Ich habe nicht argumentiert, diskutiert und informiert.
Ich dachte, dass es eher sinnlos ist, als 31-Jährige einer 75-Jährigen zu erklären, wie das Leben so läuft.
Andererseits bin das nicht ich. Ich mache den Mund auf, ich schweige nicht, ich sage laut meine Meinung.
Ich denke, dass sie, wenn sie interessiert gewesen wäre, nachgefragt hätte. Ich hoffe es.
Ich ärgere mich, nichts gesagt zu haben. Nicht verteidigt zu haben, nicht in die Presche gesprungen zu sein.Ihr seht – ich eiere und bin enttäuscht.
Sie sagte „die Ausländer“. Sie mag „die Ausländer“ nicht.
In mir bleibt eine große Frage:
Seit wann ist es der Einzelne nicht mehr wert, gesehen zu werden?
Rassisten generalisieren.
Rassisten verurteilen.
Rassisten versetzen sich nicht in die Situationen anderer.
Rassisten ignorieren.
Rassisten verbreiten Hass.
Rassisten verschließen sich.
Rassisten haben Angst.
Was ich will? Für meine Kinder, für meine Familie, für mich?
Offenheit, Ehrlichkeit, Begegnung, Interesse, Unvoreingenommenheit, Gemeinschaft und Verständnis.
Ich will, dass der Mensch gesehen werden. Nicht „die Ausländer“.
Ich bin vielleicht naiv, aber dazu steh ich!
Ich habe auch hier schon darüber gesprochen, warum ich es wichtig finde, dass wir auch bei der Wahl unserer Politiker sehr vorstichtig sind!
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Dazu fällt mir nur ein, was ich neulich schon mal bei Fb schrieb:
„Du magst keine Ausländer?
Du selbst bist Ausländer. Überall. Außer im eigenen Land.
Denk mal darüber nach.“
Ich kann deine Bestürztheit verstehen. Eine richtige Lösung kann ich aber auch nicht bieten, außer, dass wir die Chance haben unsere Kinder nicht zu Ausländerhassern zu machen.
Es grüßt
DieReiseEule
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Ich finde, du hast alles richtig gemacht. Du hast deine Meinung gesagt und niemanden belehrt. Du kannst sie nicht ändern, wenn dann höchstens zum Nachdenken anregen. Doch ob sie das tut, bleibt ihr überlassen. Ich schließe mich Reiseeule an, wichtig ist, dass du selbst dir und deinen Kindern zeigst, dass du nicht so bist. ❤
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Man sollte aber auch bedenken, sie kommt aus einer anderen Zeit wo alles anders war. Sie sind schon anders aufgewachsen und erzogen worden, das ändert sich nicht einfach und ist fest verwurzelt. Reagiert hast du richtig. Ich würde mich hier auf keine Diskussion einlassen, da man sicher auf keinen gemeinsamen Nenner kommen wird.
Wenn sie keine Ausländer mag, dann ist es so, aber man muss es ja nicht so abwertend sagen oder für sich behalten, und das mit den Ratten geht gar nicht, sorry.
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Heisst Toleranz denn nicht auch, dass jemand eine andere Meinung haben und diese auch äussern darf? Ohne gerade derart abgestempelt und verurteilt zu werden?
Vielleicht würde es sich lohnen, nachzufragen, wie sie zu dieser Meinung gekommen ist. Und erst danach erläutern, weshalb man anderer Meinung ist.
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Ein schöner Text! Und ich finde, du hast total recht!
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