Es gibt Stunden, da wünsch ich mir von Herzen eine Designerwohnung.
So ein Penthaus, ganz in weiß und beige gehalten, mit schönen Parkettböden, flauschigen Teppichen, einer Hochglanzküche. Mein Bester und ich, allein, beide erfolgreich erfüllend berufstätig, abends essen wir lecker Amuse-Gueule, danach einen leichten Salat mit Meerenfrüchten und ein luftiges kleines Mousse au chocolate. Dazu ein Gläschen Chardonnay.
Später lesen wir in der Abendsonne auf der Dachterrasse noch jeder sein literarisch wertvolles Buch, tauschen uns darüber aus. Dann verschwinden wir gemeinsam ins 5 qm Kingsize Bett zum „schlafen“.
Der gesamte Abend wird natürlich von moderner Jazz-Musik untermalt.
Das sind Stunden, in denen ich staubsaugend durch die Wohnung fluche. Ich fluche über die eingesaugten Legoteile, die ich neben einem heulenden Hasenbuben wieder aus dem Staubbehälter friemeln muss.
Die Babymaus krabbelt dem Staubsauger hinterher und ich muss höllisch aufpassen, dass ich ihr weder über Hände noch Füße fahre.
Das sind Stunden, an denen der Hasenbub schon ein bisschen erschöpft ist. Die Babymaus ist auch schon müde, aber es ist gerade 5 Uhr nachmittags – zu früh zum ins Bett gehen.
Die Babymaus hängt an mir, der Hasenbub baut ein Legohaus, will es mir zeigen und am Weg zu mir fällt es runter und zerbricht.
Für ihn bricht nicht nur das Legohaus, sondern eine Welt zusammen und er heult und heult und heult.
Das sind Stunden, in denen es mir zu laut, zu voll, zu nah ist. Zu unaufgeräumt, zu durcheinander, zu bunt. Zu viel, zu wuselig, zu viel zu tun.
Da wünsch ich mir das Penthaus.
Dort könnt ich in Ruhe staubsaugen, ohne Babyhände und Legosteine.
Aber so ohne Kinder, Spielzeug, Knetmasse und erdverschmierten Gummistiefel hätt ich erstens sicher nicht so viel zu saugen. Und das Vorher-Nachher-Erfolgserlebnis wäre sicher nicht im gleichen Ausmaß vorhanden.
Außerdem liegt so ein Penthaus ja gaanz oben. Da muss man 14 Stockwerke zu Fuß gehen oder 7 Minuten auf den Lift warten, der dann sicher, wenn man dringend Lulu muss, stecken bleibt.
Und Jazzmusik mag ich auch nicht.
Ich bleibe, sauge Staub und fluche.
Und kuschle, kitzle, lache und spiele zwischendurch. Im Chaos. In Farbe und bunt.
So schön geschrieben, die Gedanken kenne ich von mir selbst. Aber wie bei dir besinne ich mich schnell und merke, dass ich trotz der Arbeit und den Mühen niemals tauschen wollen würde. Die Wohnung ist gut, wie sie ist. Das Leben auch. 🙂
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Danke Jeannine! Gut, dass wir trotz allen Anstrengungen und Nerven wissen, was wir an den Minis haben. Und am Leben!
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Ja, das dachte ich neulich auch… Aber das wäre langweilig.
Eschreckend ist allerdings, dass Leute ohne Kinder unser Chaos nicht verstehen und es beurteilen, ohne Ahnung davon zu haben…..
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Und wie langweilig das wäre… *gähn* 🙂
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